Mit Auftritten unter anderem in Athen, Madrid, Mexico City, Wellington – der Neuseeländischen Hauptstadt – sowie Brisbane, Sydney, Melbourne und Perth in Australien hat die Band Kraftwerk 2023 einen gut gefüllten Tourenkalender. Dass am 12. August das einzige in Deutschland geplante Konzert ausgerechnet in Karlsruhe stattfand, lässt sich auf den freundschaftlichen Kontakt der Band mit dem im März zu früh verstorbenen ZKM-Museumsleiter Peter Weibel zurückführen.
Bereits 2014, das Jahr in dem die vier Bandmitglieder als erste deutsche Künstler mit dem Grammy Lifetime Achievement Award der Amerikanischen Recording Academy ausgezeichnet wurden, traten sie zum 25-jährigen Jubiläum des ZKM in dessen Hallenbau auf. Und das nicht zum ersten Mal – auch 1997 zur Eröffnung des ZKM gastierten die Musiker in der ehemaligen Munitionsfabrik an der Lorenzstraße. Inzwischen wurde Kraftwerk sogar als Pionier der elektronischen Musik und als einzige deutsche Band in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen, eine Ruhmeshalle in Cleveland für die wichtigsten und einflussreichsten Musiker der Welt.
So war es verständlich, dass die meisten Menschen in der Fußgängerzone am Samstag zwischen 19 und 21 Uhr nur eine Richtung kannten: hin zum Karlsruher Schloss, dem Schauplatz des ausverkauften Konzerts mit den 16 Hochleistungsbeamern, die die 170 Meter breite Schlossfassade während des Auftritts mit Animationen oder auch darin eingewobenen Sequenzen historischer Filmaufnahmen bespielten. Menschen aus Karlsruhe und Umgebung traf man auf dem Schlossplatz ebenso an wie Besucher aus halb Deutschland und dem Ausland. Immer wieder konnte man Satzfetzen in Englisch aufschnappen, auch mal in Französisch oder auf Holländisch. Fans trugen Band-Shirts mit Autobahn-Symbolen oder rote Hemden mit dünnen schwarzen Krawatten – das Outfit, in dem sich die Bandmitglieder auf dem Cover ihrer erfolgreichen Platte Die Mensch•Maschine aus dem Jahr 1978 ablichten ließen, das die Hits Die Roboter, Das Model und Neonlicht enthält.
Stücke, die auch in Karlsruhe nicht fehlen durften und die die Bandmitglieder um Ralf Hütter auf dem Schlossbalkon inmitten der erleuchteten Fassade mit vibrierenden Sounds und wummernden Bässen darboten. Das so entstandene eindrucksvolle Gesamtkunstwerk dürfte nicht nur dem Publikum als einzigartiges Ereignis in Erinnerung bleiben, sondern auch einen angemessenen Platz im „Gedächtnis“ der Stadt finden. Die Außenwirkung für die Stadt Karlsruhe ist nicht zu unterschätzen. FAZ, SZ und Die Welt berichteten ebenso wie die Tagesthemen in der ARD und umgehend verbreiteten sich Mitschnitte des Multimedia-Spektakels mit dem Karlsruher Schloss als Leinwand über YouTube sowie andere Social-Media-Kanäle.
Wer das Event verpasst hat, hat die Gelegenheit, sich während der Schlosslichtspiele vom 16. August bis zum 17. September 2023 an selber Stelle einen Eindruck davon zu verschaffen. Dort werden Ausschnitte der Projektionen gezeigt, die dem Liveauftritt von Kraftwerk seine außergewöhnliche Atmosphäre verliehen haben.
Sandra Langer
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